Ausstellung Grace Denker Gallery, Hamburg, Februar 2019
Ingrid Hauff
Acrylfarben Maltechnik Tipps
Ich bin Autodidaktin – die Malerei ist für mich ein großes Glück. Nach der Diagnose Parkinson habe ich im Rahmen einer Kunsttherapie zum ersten Mal seit der Kindheit wieder gemalt. Das war im Mai 2015. Seitdem male ich jeden Tag. Ich erlebe es als sehr meditativ und kraftspendend. Deshalb ist es für mich unverzichtbar geworden, mich auf malerische Weise auszudrücken. Die Zeit steht still und ich bin ganz bei mir. Dann beginne ich intuitiv zu malen.
Die weiße Leinwand fordert mir immer wieder einen kurzen Moment Respekt ab. Aber dann kommt die spontane Auswahl der ersten Farbe, die ihren Platz meist zentral findet. Oft beginne ich mit Schwarz, um eine Fläche, eine Linie zu setzen, manchmal wähle ich eine farbliche Präsenz. Es folgt ein sehr spielerischer Prozess, in dem ich die weiße Basis, den Hintergrund gestalte. Der Einsatz vieler Wasser, Spritzen, tropfen und sprühen von Farben ist mit Händen und Schwämmen, Lappen und Lappen, Rakel und Gummiwerkzeug ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses. Währenddessen entwickeln sich meine Gestalten und fangen an, die Leinwand zu beleben.
Ich arbeite gern mit Acrylfarben, die meiner oft schnellen Arbeitsweise sehr entgegenkommen. Ich male aus dem Bauch heraus und setze selten einen Plan um. Ich folge meiner Palette an Farben und lasse mich von der Entstehung des Bildes leiten. Manchmal mische ich in die nasse Farbe andere Materialien, wie Sand, Asche, Säge- oder Schleifspäne. Manche Farbe braucht mehrere Schichten und andere bleibt einfach nach einem Setzen auf der Leinwand. Viele farbliche Farbaufträge werden von mir nach dem Trocknen teilweise abgewaschen, abgerubbelt oder abgekratzt, sodass sich die darunterliegenden Farbschichten mit der oberen Farbschicht zu einer neuen Oberfläche verbinden und die Tiefe des Bildes darstellen. In meinem Arbeitsprozess gibt es eine Abfolge von Übermalen, Abwaschen, Einfügen, Betonen, bis das Bild für mich stimmig ist.
Obwohl ich diesen Prozess steuere und mich oft beruhigt, mich in meinem Malprozess zu verlieren, entsteht manchmal wie nebenbei ein erzählerischer, oft surrealer Bildinhalt. Es ist meine Art mich dem Leben mit all seinen Herausforderungen zu stellen und mit kreativer Kraft mich meinen Schwierigkeiten zu stellen. Es ist eine Leidenschaft geworden, die mich stärkt und immer wieder neue überraschende Möglichkeiten in sich birgt. Malen, experimentieren und das immer wieder neue wagen – die Leinwand ist für mich ein Miteinander, ein Geben und Nehmen, ein Aushalten und Staunen. Ich freue mich darauf, sie immer wieder zu überraschen, was sich in den nächsten Bildern zeigen wird. Ich bin überzeugt, es lohnt sich zu versuchen und meiner Kreativität Raum zu geben.